Marita und Zoe im Schwimmbad – Wie man ein Kind vom Wasser entfremdet
Marita ist mit ihrer Jüngsten auf dem Weg in das Schwimmbad. Dafür wird es jetzt auch höchste Zeit findet sie, denn ihre kleine Tochter ‚Zoe‘ -gerade drei Jahre alt geworden- ist eine regelrechte Wasserrate die man nur sehr schwer vom nassen Element fernhalten kann.
Im Schwimmbad dann schnell die Garderobe gewechselt, Schwimmflügel angezogen…
Jetzt gibt es kein Halten mehr: Vor Zoe erstreckt sich ein wunderbarer Anblick. So viele Kinder. Wasser, herrlich blau schimmernd. Die rote Elefantenrutsche aber zieht sie gradezu magisch in ihren Bann. Und schon läuft sie los, so flink, dass Marita nicht mitbekommt was jetzt gerade passiert.
Hoppla!
Zoe ist verschwunden, schießt es ihr in den Kopf.
Marita wird heiß und kalt. Panik. Wo ist sie nur hin? Im Wasser so viele Kinder und alle sehen sich so ähnlich. Das Herz beginnt zu rasen und plötzlich ist sie starr vor Schreck! Das darf doch nicht wahr sein…
Sie traut ihren Augen kaum als sie ihre Kleine auf der Rutsche sieht, wie sie gerade voller Stolz dabei ist die letzten Stufen des roten Elefanten zu erklimmen.
Zoe hat ‚Mama‘ gerade vollkommen vergessen. Sie fühlt sich äußerst wohl und ist gerade dabei ihre Welt, diese neue wunderbare Welt zu entdecken und zu erobern. Ein Sturm der Begeisterung folgt dem Nächsten.
Bis dann auf einmal ein jäher Einschnitt folgt und dem Hochgefühl ein Ende bereitet.
Zoe fühlt einen unangenehmen Druck am linken Oberarm, eine Hand hat ihren Arm ergriffen. Jetzt schaut sie in die groß aufgerissenen Augen von Mama, die überhaupt nicht mehr so fröhlich aussieht wie vorhin. Zoe spürt sehr deutlich, dass hier etwas nicht stimmt, was Schlimmes muss wohl passiert sein. Sie fühlt deutlich die Missgunst ihrer Mutter, die sie aber keinesfalls einordnen kann. Mama schimpft und ist erbost.
Zoe versteht nicht warum.
Die Sache ist zum Glück aber auch schnell wieder vergessen und Marita führt Zoe jetzt langsam und behutsam zum Kinderbecken. Aber kaum dort angekommen, setzt Zoes Begeisterung wieder ein und übernimmt die Kontrolle über ihrer Beine. Sie lässt Mamas Hand los und setzt zum Sprung an. Noch ehe Marita auch nur ansatzweise begreift was jetzt passiert, landet die Kleine schon voller Vergnügen mit einem riesen Platsch im Wasser.
Erschrocken greift Marita ihrer kleinen Tochter unter die Arme und hebt sie hoch. Und schon wieder…
Zoe sieht wie erschrocken und wütend Mama reagiert. Wie sie sie ansieht, nichts ist mehr in Ordnung gerade.
Was ist passiert?
Marita ist mittlerweile sichtlich verunsichert und verängstigt, in Sorge um ihre Tochter. Das ist natürlich auch verständlich. Aber ebenso wenig wie Zoe versteht, warum ihre Mama so ungehalten reagiert, versteht Marita auch nur ansatzweise welche möglichen Konsequenzen ihre innere Unruhe und Anspannung, ihr gesamtes Verhalten für ihre Tochter haben kann.
Zoe befindet sich nun, etwas freudlos und gehemmt, immer noch mit ihren Schwimmflügeln an beiden Armen im flachen Kinderbecken. Sie schaut sich ihre Umgebung an, sieht die anderen Kinder, die vielen bunten Schwimmringe und Wasserspielsachen um sie herum.
Marita sitzt derweil hellwach am Beckenrand und passt jetzt sorgsam auf ihre kleine Tochter auf. Sobald nun andere Kinder tobend und spielend, mit dem Wasser spritzend Zoe zu nahe kommen, steigt sie ins Wasser und schirmt Zoe behutsam ab.
Text: M. Bremert